- Piaget
- Piaget[pja'ʒɛ], Jean, schweizerischer Psychologe, * Neuenburg 9. 8. 1896, ✝ Genf 16. 9. 1980; 1925 Professor in Neuenburg, 1929 Professor für Geschichte des wissenschaftlichen Denkens in Genf, 1938 Professor in Lausanne, 1940 in Genf, 1952-63 Professor für genetische Psychologie an der Sorbonne. Er war 1929-67 Direktor des Bureau International d'Éducation in Genf und gründete 1955 ebenda das »Centre international d'épistémologie génétique«.In den frühen 20er-Jahren beschäftigte sich Piaget mit Zusammenhängen zwischen Sprache und Denken des Kindes, wobei er zeigte, wie das Kind seinen anfänglichen Egozentrismus überwindet. Um 1930 veröffentlichte er verschiedene Werke über Weltbild und Moral des Kindes. Mitte der 30er- bis in die 1. Hälfte der 40er-Jahre entstanden seine Werke über die frühkindliche Entwicklung, in denen Piaget die frühe Entwicklung seiner eigenen drei Kinder beschreibt und analysiert. In diesen Werken führt Piaget eine Deutung der Anpassung ein, die er als Gleichgewicht zwischen psychologischer Assimilation und Akkommodation sieht. 1940-55 erschienen die wichtigsten Monographien zur Entwicklung im Schulalter, in dem das Kind sein anschauliches, praktisches Denken zugunsten eines konkret-operatorischen und reversiblen und sodann eines formal-systematischen Denkens überwindet. Ab den 50er-Jahren beschäftigte sich Piaget v. a. mit theoretischen und philosophischen Grundfragen seines Systems. - Seine Arbeiten erlangten auch für die Pädagogik große Bedeutung.Werke: Le langage et la pensée chez l'enfant (1923; deutsch Sprechen und Denken des Kindes); Le jugement moral chez l'enfant (1932; deutsch Das moralische Urteil beim Kinde); La naissance de l'intelligence chez l'enfant (1936; deutsch Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde); La construction du réel chez l'enfant (1937; deutsch Der Aufbau der Wirklichkeit beim Kinde); La psychologie de l'intelligence (1947; deutsch Psychologie der Intelligenz); La genèse des structures logiques élémentaires (1959, mit B. Inhelder; deutsch Die Entwicklung der elementaren logischen Strukturen); La psychologie de l'enfant (1966, mit B. Inhelder; deutsch Die Psychologie des Kindes); Biologie et connaissance (1967; deutsch Biologie und Erkenntnis); Psychologie et pédagogie (1969; deutsch Theorien und Methoden der modernen Erziehung); L'Épistémologie génétique (1970; deutsch Abriß der Epistemologie); Genetic epistemology (1970; deutsch Einführung in die genetische Erkenntnistheorie); Adaption vitale et psychologie de l'intelligence (1974; deutsch Biologische Anpassung und Psychologie der Intelligenz).Ausgabe: Gesammelte Werke, 10 Bände (1975).J. H. Flavell: The developmental psychology of J. P. (New York 1963, Nachdr. Princeton, N. J., 1968);L. Salber: P.s Psychologie der Intelligenz (1977);E. Zeil-Fahlbusch: Perspektivität u. Dezentrierung philosoph. Überlegungen zur genet. Erkenntnistheorie J. P.s (1983);H. G. Furth: Wissen als Leidenschaft. Eine Unters. über Freud u. P. (a. d. Engl., 1990);F. Buggle: Die Entwicklungspsychologie J. P.s (31997).
Universal-Lexikon. 2012.